Es muss wohl nicht ein weiteres Mal erwähnt werden, dass Facebook für einen Haufen Geld Whatsapp gekauft hat. Interessanter sind a) tatsächliche Auswirkungen auf den Nutzer und b) Auswirkungen auf die Nutzerbasis von WhatsApp.

Gedankensplitter #1:

WhatsApp war in Sachen Datenschutz nie das Gelbe vom Ei. Viel erschreckender ist noch, dass über die letzten Jahre hinweg kaum große Änderungen eintrafen, wenn Sicherheitslücken oder ähnliches entdeckt wurde. Die Firma schien sich da einfach nicht wirklich verantwortlich zu fühlen. Apropos Firma: Bis vor kurzer Zeit konnte man als Normalsterblicher nicht herausfinden, wo WhatsApp seinen Firmensitz hat. Dieses Unternehmen existierte nicht wirklich.

Gedankensplitter #2:

Oh nein, Facebook kauft WhatsApp! Moment… warum ist das nochmal so schlimm?

Facebook nimmt Sicherheit und Datenschutz recht Ernst. Dies war wahrhaftig nicht immer so, aber man trat dem Unternehmen ja auch zu Genüge auf die Füße, sodass sich letztendlich wohl etwas getan hat. Ich persönlich fühle meine privaten Nachrichten zumindest bei Facebook deutlich besser aufgehoben, als bei WhatsApp (wo sie ja sogar jeder 12 jährige, hackende Starbucks Besucher mitlesen konnte). Unter diesem Aspekt kann es  mit WhatsApp also eigentlich eher nur bergauf, als bergab gehen.

Gedankensplitter #3:

Facebook, die Datenkrake! Unternehmen wie Facebook oder Google verdienen womit ihr Geld? Richtig, Werbung. Was ist ‚effektive‘ Werbung? Werbung, welche auf den Nutzer zugeschnitten ist, sodass die Chancen, dass er sich für das beworbene Produkt interessiert möglichst hoch stehen. Unter diesem Aspekt ist es klar, dass Facebook Nutzerdaten sammelt, um diese für Werbung zu nutzen – dadurch erst entsteht Umsatz. Die Diskussion, ob man das „unterstützen“ möchte, oder dieses Geschäftsmodell gar verwerflich sei, passt hier jetzt nicht her, allerdings sollte man sich schon überlegen, ob man bisher getrennte Informationen nun tatsächlich zusammenfließen lassen möchte.

Gedankensplitter #4:

„Mir reicht’s, ich will das alles nicht mehr!“ – Glücklicherweise gibt es immer Alternativen. Passend zu dem Aufkauf von WhatsApp kursieren natürlich auch sämtliche Alternativvorschläge im Web, auf zwei möchte ich hier eingehen:
Threema: („Three E (= end to end encrypted) Messaging Application)

Hierbei handelt es sich um die App einer schweizer Firma. Plus Punkte: Sehr sicher, ausnahmslos EEE, die Nachrichten werden direkt nach Zustellung vom Server gelöscht (heißt es), Gruppenchats, Funktionsumfang identisch zu WhatsApp. Contra: Nicht Open Source, kein Blackberry oder WindowsPhone

Telegram: 

Entwickelt von dem gleichen, der für das größte russische Soziale Netzwerk vk.com verantwortlich ist, bietet Telegram eine optionale(!) Ende zu Ende Verschlüsselung an. Standardmäßig besteht ’nur‘ eine starke symmetrische Verschlüsselung. Pro: Teilweise Open Source, so sind zB. die Android sowie iOS Apps auf Github verfügbar. Der Entwickler benutzt ein eigenes Protokoll, welches er auf der Website ausführlich dokumentiert. Die FAQ’s sind detailliert, es wird genau auf die verwendete Technik eingegangen. Durch die große (und gut dokumentierte) API gibt es einige unoffizielle Zusatzprogramme, wie Desktop Clients! Allerdings gibt es auch Telegram nicht für WP oder Blackberry.

Update 09.02.2017:
Wer seine eigene Privatsphäre und die seiner Freunde und Bekannten schützen möchte, sollte bitte nicht Threema und schon gleich gar nicht Telegram als Alternative für WhatsApp heranziehen.

Nutzt Signal von OpenWhisperSystems. Die Clients sind open source und verwenden starke und öffentliche Kryptographie, von welcher es regelmäßige Audits gibt.

Falls euch Signal nicht gefällt, die Nutzerbasis zu klein ist oder was auch immer, bleibt bei WhatsApp, und deinstalliert Telegram und co.

Dieses Update hätte schon früher eintreten sollen, aber lieber spät als nie.

 


 

Abschließender Gedankensplitter zu all den Software Alternativen:

Wer sagt, dass dein Betriebssystem keine Hintertür hat? Was bringt in diesem Fall eine Ende zu Ende Verschlüsselung, wenn das Betriebssystem diese vornimmt? (Ein Plus für Open Source Betriebssysteme)

Wer sagt, dass dein Prozessor und Hauptspeicher keine Hintertür haben?  (Vgl. „Skandale“ über Backdoor in einer Vielzahl von Routern)

 

<Es liegt an dir, meine Gedankensplitter für dich passend auszubauen; über Kommentare und Reaktionen würde ich mich sehr freuen.>